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Allein im Studio

Weil die Damen Pershina und Dr. Tiller nicht dabei sein konnten, ist diese Sendung etwas einstimmig geraten. Dafür gibt es mehr Themen und weniger wissenschaftliche Expertise als sonst.

Mythos des Monats

Der Mensch wächst im Schlaf. Deswegen ist Schlaf besonders für Kinder die sich noch im Wachstum befinden besonders wichtig. Manchmal kann der Körper im Schlaf bis zu 2,5 cm größer werden. Ob das wirklich stimmt werden wir am Ende der Sendung herausfinden.

Klassenkampf in der Luft

Erste Klasse macht Flugpassagiere aggressiv“, schreibt die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Studie von Katherine A. DeCelles und Michael I. Norton, die sie in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) unter dem Titel “Physical and situational inequality on airplanes predicts air rage” veröffentlichten.

Aus Daten einer internationalen Fluglinie über Zwischenfälle mit aggressiven Fluggästen haben die Wissenschaftler herausgearbeitet, welche sozialen und physischen Faktoren dazu beitragen, dass Passagiere die Nerven verlieren. Zum einen sind es die beengten Verhältnisse, wie die Zunahme der Zwischenfälle bei immer engerer Bestuhlung in der Flugzeugkabine zeigt. Noch stärker wirkt sich allerdings soziale Ungerechtigkeit aus. Flugzeuge mit einer 1. Klasse begünstigen “Air rage” genannten Zwischenfälle deutlich. Passagiere die ihren engen Economysitz durch die geräumige 1. Klasse im vorderen Teil des Flugzeugs betreten müssen, neigen stärker zu Ausfällen, als jene, die das Flugzeug durch eine Tür in der Mitte betreten.

Noch stärker wirken sich soziale Ungleichheit auf die Passagiere der 1. Klasse aus. Wenn Economyfluggäste durch ihr Territorium laufen, steigt ihre Gewaltbereitschaft noch stärker als im umgekehrten Fall.

All diese Erkenntnisse lassen sich übrigens gut auf Architektur von Arbeitsplätzen übertragen. Wer erst an weitläufigen Luxusbüros seiner Vorgesetzten vorbeilaufen muss, um an seinen Arbeitsplatz im Großraumbüro zu gelangen, bekommt ebenfalls schlechte Laune.

WHO findet Glyphosat doch nicht karzinogen

Nach dem Glyphosat im Bier und in praktisch allen Menschen nachweisbar ist, hing die Brisanz dieses Umstandes allein von der Frage ab, ob Glyphosat Krebs verursachen kann oder nicht. Bislang waren das Industrie und Landwirtschaftsnahe Bundesinstitut für Risikobewertung und die Weltgesundheitsorganisation sich uneinig. Das hat sich am 13. Mai geändert. Die WHO kam im Rahmen einer Konferenz zum Thema Pestizidrückstände zum Schluss, dass Glyphosat doch nicht wahrscheinlich krebserregend ist. Darüber berichtete auch die Zeit Online im Artikel “WHO-Forscher stufen Glyphosat als nicht krebserregend ein“. Damit widerspricht sie der internationalen Behörde für die Krebsforschung (IARC), die 2015 zu dem Schluss kam, das Glyphosat krebserregend ist.

Das durfte Einfluss auf die heftig umstrittene Neuzulassung des Pflanzengiftes in der EU haben.

Zeitlupenaufnahmen

Auf der Website von Spektrum der Wissenschaft gab es ein Bilderrätsel. Es war das Foto eines gerade zündenden Streichholzes.

Streichhölzer lassen sich durch reiben zünden. Das geht mit Antimontrisulfid (Schwefelhölzer), Kaliumchlorat und roten Phosphor. Der ist zusammen mit Glasmehl auf der Reibfläche, damit es nur dort funktioniert. Bei Sicherheitszündhölzern. Es gibt auch welche, bei denen der Phosphor schon im Köpfchen enthalten ist. Die Zünden dann überall. Zum Beispiel in der Hosentasche. Jedenfalls wird der rote Phosphor durch die Reibungswärme in weißen Phosphor umgewandelt. Der ist sehr flüchtig und reagiert dann heftig mit dem Sauerstoff aus der Luft. Das reicht, um das Antimonsulfid  zu zünden. Es erhält dabei vom Kaliumchlorid reichlich zusätzlichen Sauerstoff und verbrennt dadurch sehr schnell und vor allem heiß genug, um wiederum das Hölzchen in Brand zu setzen. Das Hölzchen wird mit Paraffin getränkt damit es besser brennt.

Wenn man diesen Vorgang schnell filmt und dann langsam anschaut, ist das hübsch anzusehen. Unter dem Titel “The Chemistry of Matches (in slow motion)” lasst sich das auf Youtube bestaunen. Weitere hochaufgelöste Superzeitlupenaufnahmen finden sich bei Youtube auf dem Kanal der “Slo Mo Guys”.

Spinnenseidenfadenabroller

Forscher an der  Marie-Curie-Universität in Paris haben herausbekommen, warum Spinnenseide so enorm elastisch sein kann. Sie rollt sich an einem Tröpfchen auf. Wie diese Hundeleinen die sich mit einer Feder selbst wieder in ihrer Kunststoffdose aufrollen. Der Hund sie rollt ab, die Feder wieder auf. Für Skipässe, Schlüssel oder Werksausweise gibt es diese Dinger auch noch kleiner. Noch kleiner machen es eben Spinnen. Und Wissenschaftler. Die Oxford University hat das Ergebnis dann auch gefilmt und ins Netz gestellt. In dem Video “Synthetic ‘spider silk’ coils inside oil droplet” kann man schön sehen, wie sich die Faser um den Tropfen wickelt und dadurch eine ganze Menge davon aufspult.

Chilling-Effekt

Es wird hier und da schon lange immer mal wieder darauf hingewiesen, dass Überwachung dazu führt, das Menschen ihr Verhalten ändern. In einer neuen Arbeit weist Jonathon Penney von der Oxford University dies anhand von Suchanfragen in der Wikipedia nach. Im Berkeley Technology Law Journal, 2016 ist die Arbeit unter dem Titel “Chilling Effects: Online Surveillance and Wikipedia Use” zu finden. Er ist erfreulicherweise frei verfügbar. In der Wissenschaftswelt leider keine Selbstverständlichkeit.

Die Forscher an den Universitäten bekommen Geld aus Steuermitteln um Forschung zu betreiben und diese zu veröffentlichen. Sie schreiben ihre Ergebnisse auf, und schicken sie an Wissenschaftsverlage wie Springer oder Elsevier wofür sie kein Honorar bekommen. Die Redakteure legen die Arbeiten anderen Wissenschaftlern aus einer passenden Fachrichtung vor. Die lesen dann die Arbeit und bewerten sie, weisen auf Fehler oder Unklarheiten hin. Das machen sie nicht gegen Geld, sondern für die Ehre. Dann geht dieser Peer Review an die Autoren zurück. Die überarbeiten dann das Paper und dann druckt es der Verlag in sein Journal hinein. Das verkaufen die dann im Abonnement an die Universitäten. Und zwar zu Preisen, die sich manche Unis gar nicht leisten können. Es sind gerne fünfstellige Beträge die so ein Abo kostet. Da zahlt die Uni dann dafür ihre eigenen Ergebnisse lesen zu dürfen.

Wenn man eine einzelne Arbeit im Internet abrufen möchte, kostet die dann auch gerne mal 30 Euro. Wenn man den Titel der Arbeit kennt, kann man sich zuweilen auch mit einer Suchmaschine im Internet helfen. Es gibt auch ein Angebot namens Scihub. Die finden das Geschäftsmodell der Wissenschaftsverlage auch untragbar und bieten die Arbeiten frei zum Download an. Sie werden natürlich gerade juristisch verfolgt. Ihre Domain hat Springer ihnen schon erfolgreich weggeklagt. Das sollte man also wohl besser mit  Vorsicht genießen. Vielleicht findet sich ja mal ein Freifunk-Knoten oder man verwendet ohnehin TOR.

Mythos oder Wahrheit

Nach dem Schlafen kann man tatsächlich bis zu zweieinhalb Zentimeter länger sein, als vor dem zu Bett gehen. Das hat aber nichts mit Wachstum zu tun und trifft auch bei Ausgewachsenen zu. Das liegt daran, dass die Wirbelsäule zu etwa einem Viertel aus Bandscheiben besteht. Die sind aus Knorpel und werden alle durch die aufrechte Haltung tagsüber ein Bisschen zusammengedrückt. In der Nacht entspannen sie sich wieder und nehmen Nährstoffe auf.

Was das echte Wachstum betrifft dass ungefähr mit 20 Jahren endet, stimmt es zumindest zum Teil, dass es sich Nachts vollzieht. Die Hypophyse, eine Drüse zwischen Augen und Ohren, auf der Unterseite des Gehirns, schüttet etwa eine Stunde nach dem Einschlafen am meisten Wachstumshormone aus. Bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen. Letztere wachsen zwar nicht mehr in die Höhe, aber es werden alle möglichen Körperzellen neu gebildet. Bei Ausgewachsenen reichen dann 60 Prozent der Menge an Wachstumshormonen die bei Kindern ausgeschüttet werden.

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